- Mai 2012 in Uncategorized | Tags: rett syndrome, rett, MECP2, Huda Zoghbi, Rett Syndrome Research Trust, RSRT, Baylor College of Medicine, Jan and Dan Duncan Neurological Research Institute, Monica Coenraads, Mark Bear, Ben Philpot, Morgan Sheng, Rodney Samaco, Mingshan Xue, Jackie Crawley, Tom Insel
RETT SYNDROME RESEARCH TRUST WEBSITE
Im letzten Monat reiste ich nach Houston, Texas, wo ich an einer faszinierenden Konferenz teilnahm, die von Huda Zoghbi und Morgan Sheng organisiert und vom RSRT mitfinanziert wurde. Unter dem Titel Störungen bei synaptischer Dysfunktion war das Event die Gründungszusammenkunft des kürzlich eingerichteten Jan and Dan Duncan Neurological Research Institute, das von Dr. Zoghbi geleitet wird.
Die zwei Tage dauernde Konferenz brachte eine gemischte Gruppe Forscher aus der akademischen Welt (leitende und Nachwuchswissenschaftler sowie Post-Docs und graduierte Studierende) und der Industrie sowie der Nationalen Gesundheitsbehörde und anderer finanzierender Einrichtungen zusammen.
Den Schwerpunkt bildete nicht eine einzelne Krankheit, sondern eher eine Gruppe von Störungen (Rett, Angelman, Fragiles X, Autismus, Tuberöse Sklerose), denen ein zellulärer Phänotyp gemeinsam ist, und zwar eine abnorme Synapsenaktivität.
(Bildtext: Eine Synapse ist die Lücke zwischen Nervenzellen, durch die elektrische oder chemische Signale übertragen werden.)
Es ist wenig überraschend, dass einige Gespräche, die den größten Widerhall erzeugten, von Laboren angestoßen wurden, die sich mit klinisch relevanter Forschung beschäftigen. Darunter finden sich die Labore von Mark Bear am MIT, wo an Fragilem X gearbeitet wird, und von Ben Philpot an der UNC. Dessen Labor arbeitet am Angelman-Syndrom.
Ähnlich wie das Rett-Syndrom ist Fragiles X eine Störung an einem einzelnen Gen. Es wird durch eine Mutation an einem Gen mit der Bezeichnung Fmr1 ausgelöst. Wenn Fmr1 mutiert ist, kann die Proteinsynthese nicht herunterfahren, was zu einer Überproduktion führt. Vor einigen Jahren brachte Dr. Bear den Gedanken ein, dass Wirkstoffe, die einen speziellen Typ Rezeptoren, mGluR5 (der den Prozess der Proteinsynthese an den Synapsen auslöst), blockieren können, der Überexpression der Proteine entgegenwirken und so den schädigenden Effekt eines Fmr1-Defizits ausschalten könnten. Seine Theorie hat sich als korrekt herausgestellt und zahlreiche Pharmaunternehmen führen gegenwärtig klinische Versuche an mGluR5-Antagonisten durch.
(Bildtext: Dr. Bears Vortrag hatte den Schwerpunkt einer pharmakologischen Umkehrung der Symptome bei Fragilem X an erwachsenen Mausmodellen durch mGlu5-Blocker)
Ich habe Dr. Bear zum ersten Mal vor fast zehn Jahren getroffen, als er gerade begonnen hatte zu formulieren, was heutzutage als seine mGluR5-Theorie bei Fragilem X bekannt ist. Sein Labor wird aktuell vom RSRT darin unterstützt, die Proteinsynthese an Mausmodellen für Rett zu untersuchen. Dr. Bear nimmt an, dass Rett möglicherweise auf die Unterexpression von Proteinen zurückzuführen ist. Lässt sich diese Annahme stützen, wird man sich der pharmakologischen Manipulation von mGluR-Signalen zuwenden.
Ben Philpots Vortrag führte auch zu gespannter Erwartung. Er diskutierte ein Hochdurchsatzraster, das zur Auffindung eines Wirkstoffs führte, der das stumm geschaltete Gen des Angelman-Syndroms aktivieren kann (UBE3A). Dr. Philpot wird gegenwärtig auch vom RSRT unterstützt, um einen ähnlichen Ansatz für das stumme MECP2-Gen auf dem inaktiven X-Chromosom zu verfolgen.
Mike Greenberg sprach über MECP2 und nannte bisher unveröffentlichte Daten, die aus seiner Zusammenarbeit mit Adrian Bird im vom RSRT finanzierten MECP2-Konsortium stammen. (Mehr Information dazu in den nächsten Monaten)
Jackie Crawley von der Nationalen Gesundheitsbehörde hielt einen brillanten Vortrag darüber, inwiefern „autistische Mäuse“ eine enorme Menge neuer Information liefern. Für mich war das Highlight ihres Vortrags, Aufnahmen der „Mäusesprache“ zu hören. Sie spielte eine Reihe Aufnahmen vor und ich war sehr überrascht von der Komplexität und der Fülle an Geräuschen. Seitdem sehne ich mich nach einer Analyse der von Rett-Mäusen produzierten Tönen.
Nach einer fröhlichen Cocktailrunde ging es mit dem Teller Abendessen in der Hand zurück an die Arbeit. Dr. Zoghbi und Dr. Sheng teilten die Teilnehmer in drei Arbeitsgruppen ein: 1) Dysfunktion bei Proteinen der Synapse 2) Dysfunktion der Kern-Zytoplasma-Proteine 3) junge Forscher und Nachwuchswissenschaftler. Ich wandte mich fröhlich der dritten Gruppe zu, indem ich mich als Mittdreißigerin ausgab. Die Unerschrockenheit und Kühnheit dieser jungen Wissenschaftler haben mich sehr beeindruckt. Sie hatten keine Angst, den Status Quo zu kritisieren und auszusprechen, was man ändern könnte, um den Fortschritt zu verbessern. Ich verließ die Zusammenkunft gestärkt und mit dem sicheren Gefühl, dass die Wissenschaft bei dieser neuen Generation in guten Händen ist.
Die folgenden mehrstündigen Diskussionen, die von Rodney Samaco und Mingshan Xue geleitet und vom NIMH-Direktor Tom Insel ermöglicht wurden, waren geistig anregend und sehr unterhaltsam. Unten finden Sie eine visuelle Darstellung unserer intensiven Gespräche.
Einige persönliche Gedanken zu der Zusammenkunft
- Während des gesamten Treffens hörte ich immer wieder folgende Bemerkungen von Autismusforschern: „Wo stünden wir heute ohne die Tiermodelle für Syndrom-Autismus wie Rett und Fragiles X? Wir konnten davon sehr viel lernen.“ Mehr als einmal ertappte ich mich bei dem Gedanken, dass bei Rett, so schrecklich es auch sein mag, zumindest die genetische Disposition der Störung eindeutig ist – Rett ist ein Silberstreif.
- Das Treffen gab mir Gelegenheit, einige Wissenschaftler persönlich zu treffen, mit denen ich zuvor Kontakt per E-Mail oder Telefon hatte, Leute wie Pat Levitt, Freda Miller und Michael Palfreyman. Das erinnerte mich daran, wie viele Menschen sich über die Jahre die Zeit genommen haben, um ihre Arbeit und mögliche Synergieeffekte für das Rett-Syndrom zu diskutieren.
- Dr. Zoghbi und Dr. Sheng bezogen vom Beginn der Konferenz bis zur Abreise jeden Teilnehmer ein, auch während des intensiven Arbeitsessens. Ich selbst neige auch dazu bei Treffen, die ich selbst organisiere, aber ich fühle mich dann immer ein bisschen wie ein Sklaventreiber. Doch jetzt werde ich mich nicht mehr schuldig fühlen. Wenn Dr. Zoghbi der Meinung ist, das sei akzeptabel, dann schließe ich mich ihr an!
Meine Anerkennung an Dr. Zoghbi und Dr. Sheng für ein motivierendes Zusammentreffen und vielen Dank, dass ich eingeladen war.